01April
2020

So kamen wir nach Hause.....

......auf den letzten Drücker.

Als wir in den Urlaub gestartet sind, waren bei Peters Abreise gerade mal 4 Corona-Fälle in Deutschland. Als ich dann abgeflogen bin, waren 14 Infizierte gemeldet. Wir waren beide noch sehr entspannt was das spätere Dauerthema CORONA anging, trotz der ganzen Maskenträger in Bangkok.

In Sydney war alles sehr gechillt, in Australien war das Virus noch nicht wirklich angekommen. Als wir in unserer Unterkunft in Inverloch waren, haben wir aufgehört deutsche Radiosender zu hören- das zog einen nur runter. So um den 14.03.2020 mussten wir uns dann doch mit unserer Weiterreise beschäftigen: unser Hotel in Singapur wurde von der TUI storniert- die Einreise für deutsche Staatsangehörige, die sich in den letzten 14Tagen vor Einreise in Deutschland aufgehalten haben wurde untersagt. Zeitgleich strich Lufthansa unseren Rückflug von Singapur nach München. Da ich ja weiß, dass die Streichungen und Umbuchungen immer nach Abreisedatum abgearbeitet wurden, blieben wir zunächst ruhig. Meine Kollegin Julia buchte unseren Flug dann schon mal um- wir wollten dann halt ein paar Tage in Melbourne verlängern und dann in einem Rutsch von Melbourne über Bangkok nach Deutschland fliegen. Hier war das erste mal auch das Wort Abbruch im Raum.

Dann wurde es eigentlich im Stundentakt schlimmer: immer mehr Länder schloßen ihre Grenzen, Deutschen wurde die Einreise verweigert, Flugzeuge blieben am Boden....irgendwie wurden die Nachrichten gruseliger und gruseliger. Wir trugen uns in die Krisenvorsorgeliste des auswärtigen Amtes ein. In Apollo Bay (wir kamen dort am 16.03.20 an) haben wir uns dann entschlossen die Reise frühzeitig zu beenden. Wir hingen uns bei Lufthansa in die Warteschleife.....stundenlang....aber kein Durchkommen. Dann hatte ich jemanden dran- die wollte ausnahmsweise für den nächsten Tag einen Flug buchen- allerdings brach die Verbindung dann ab. Wieder kam Julia (meine Kollegin aus meinem Büro) uns zu Hilfe: Sie hat sich in eine Warteschleife für Reisebüros gehängt und unseren Flug auf den 20.03.2020 umgebucht- Melbourne-Singapur-Zürich-Hamburg- Glück gehabt!

Wir haben dann noch einen Tag im Otway Nationalpark verbracht, um auf andere Gedanken zu kommen- noch zwei Tage, dann sollte es losgehen. Der Status der Flüge wurde über die APP fast im stundentakt geprüft.

Am 20.03.2020 waren wir drei Stunden vor Abflug am Flughafen in Melbourne. Wir hatten bereits einen Online Check In gemacht und mussten nur noch unsere Bordkarten drucken und das Gepäck abgeben. Die einzige Strecke, die wir nicht online einchecken konnten, war die Strecke Zürich-Hamburg. Zwar war unser Gepäck bis Hamburg durch gelabelt- eine Bordkarte für diese Strecke hatten wir allerdings nicht. So what- hauptsache los!

Der Flughafen in Melbourne war so leer- das war schon etwas bedrückend.

In Singapur hatten wir nur kurzen Aufenthalt- am Gate konnten wir kostenlos WLAN nutzen und was sagte unsere APP- der Flug Zürich nach Hamburg war annulliert..... Als es dann ans boarden ging haben wir uns an den Anfang der Schlange gestellt- ich denke das war unser Glück. Da die Schweiz allen Gästen aus Singapur die Einreise verweigert, kam man nur mit Bordkarte für den Weiterflug von Zürich nach Deutschland in den Flieger- hatten wir ja nicht. Der nette Herr am Gate wollte uns diese nur kurz ausdrucken- und stellte dabei den gestrichenen Flug fest ....😮

Er bot uns an umzubuchen- Frankfurt und Berlin waren aber bereits komplett ausgebucht. So buchte er uns auf München um- HAUPTSACHE DEUTSCHLAND!!

Der Flug von Singapur nach Zürich war ruhig entspannt, wir konnten schlafen, die Crew war einfach super! 13 Stunden können zwar echt lang werden aber wir hatten eine Reihe für uns allein- alles bestens. Im Flieger trafen wir Heimreisende, die aus allen möglichen Ländern in Singapur eingetroffen sind, um weiter nach Europa zu kommen. Bei einigen kam das Gepäck in Singapur gar nicht  an- der Pilot (!!!) sagte dann wohl zu denen: Lassen Sie Gepäck Gepäck sein, sonst kommen sie auf längere Sicht nicht mehr nach Europa! Das lässt einem das Blut in den Adern gefrieren.....


In Zürich angekommen- alles menschenleer, nichts geöffnet, kaum Flüge, keine Menschen- das war noch beklemmender. Wir mussten jetzt noch ca. 6 Stunden überbrücken. Wir buchten uns schnell noch ein Hotel direkt am Airport München und einen Mietwagen bei Europcar, dann gab es etwas zu essen und wir vertrieben uns die Zeit mit lustigen Spielchen- was soll man machen?!

Gegen 15:00 Uhr kamen wir dann im Hotel in München an und es gab erstmal ein heißes Bad- wir waren mittlerweile 48 Stunden auf den Beinen. Das Hotelrestaurant hatte tatsächlich noch auf und nach einem leckeren Essen fielen wir gegen 20:00 Uhr ins Bett- unsere Ohren haben das Kissen noch nicht berührt- schon waren wir eingeschlafen. Durch den Jetlag waren wir breits gegen 6:00 Uhr wach- strahlender Sonnenschein begrüßte uns. Nach dem Frühstück holten wir den Mietwagen und fuhren über menschenleere Straßen in knapp 7 Stunden nach Elmshorn- Rekord! Wir waren so froh zu Hause zu sein!!

Zu Hause hatten unsere Nachbarn uns ein paar Sachen in den Kühlschrank gestellt- so hatten wir wenigestens ein Frühstück am Montag.

Rückblickend kann man sagen es war auf den letzten Drücker- zwei Tage später wurden die Maschinen von Melbourne nach Singapur gestrichen, zwei weitere Tage später die Maschinen von Singapur nach Zürich- wir haben also keine Minute zu früh unsere Reise abgebrochen. Alle die danach versucht haben rauszukommen, mussten neue Flüge über z.B. Qatar Airlines zu horrenden Preisen buchen- oder auf die Rückholaktion von Herrn Maas warten.

Was haben wir gelernt:

  • Bei jeder Reise ins Ausland in die Krisenvorsorgeliste des auswärtigen Amtes eintragen- bei jeder-egal ob eine Krise im Land herrscht oder nicht: https://elefand.diplo.de/elefandextern/home/login!form.action
  • IMMER Online einchecken
  • über Reisebüro buchen- nur so konnten wir umbuchen!
  • SIM Karte für das jeweilige Land kaufen (wenn man länger da ist)- so ist man immer online- auch außerhalb des Hotels/der Unterkunft
  • Der Körper hält in Stress-Situationen doch mehr aus als gedacht

Wir waren wirklich froh wieder zu Hause z sein. Besonders mir (Daniela) fiel ein riesen Stein vom Herzen. Peter war etwas entspannter und hätte auch mit einer Verlängerung in Australien keine Probleme gehabt. Auch wenn wir eine Bleibe für längere Zeit in Australien gehabt hätten (wir danken Jana Völker nochmal für ihr Angebot und ihre mentale Unterstützung), alle Airbnb Hosts uns ihre Hilfe angeboten haben: in so einer Situation möchte man nicht am andern Ende der Welt sein. Ich möchte auch nie wieder in so eine Situation geraten- dieses Gefühl evtl. nicht nach Hause zu kommen ist einfach unbeschreiblich. Ich hatte nie Panik und bin auch nie in Tränen ausgebrochen- dafür waren wir schon zu oft unterwegs und ich arbeite nun mal in dieser Branche- ich habe mit Kunden schon so einiges durchgestanden- aber wenn ich an dieses Gefühl denke und sehe wie knapp das war, wird mir im nachhinein noch ganz anders und ich muss die ein oder andere Träne verdrücken. Man nennt das wohl Trauma- ich werde ganz sicher auf längere Zeit keine Reise mehr in die Ferne unternehmen. Das wird sich sicher auch legen aber ich möchte einfach nie mehr in diese Lage geraten- mein persönlicher Alptraum!